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Ansicht des Plugin-Verzeichnisstartseite auf wordpress.org. Dazu Dreiecke in Blau und orange, welche dekorativ platziert sind und den Bezug zum webgo Blog vorzeigt.
14. Jun 2025 Serhat Köylüce 3 Min. Lesezeit

FAIR Project: Dezentrale Alternative zum offiziellen WordPress-Verzeichnis angekündigt

Bisher erfolgt die Veröffentlichung und Verwaltung von WordPress-Plugins und -Themes zentral über das offizielle Verzeichnis auf WordPress.org. Dieses System ist etabliert und weltweit bekannt, doch es bringt zunehmend Herausforderungen mit sich. Ein zentrales Problem ist die vollständige Abhängigkeit von einer einzelnen Infrastruktur, die unter der Kontrolle der WordPress Foundation und damit auch von Matt Mullenweg steht. Ein bekanntes Beispiel: Der öffentliche Streit zwischen Automattic-Mitgründer Matt Mullenweg und dem Hosting-Anbieter WP-Engine. Gerade in Europa rücken rechtliche Fragen wie DSGVO-Konformität und der kommende Cyber Resilience Act (CRA) in den Fokus. Die bestehende zentrale Infrastruktur kann diese Anforderungen oft nicht ausreichend abbilden. Genau an diesem Punkt setzt das FAIR Project an.

Was ist das FAIR Project?

Beim Side Event Alt Ctrl Org in Basel, das parallel zum WordCamp Europe 2025 stattfand, wurde das FAIR Project erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Ziel des Projekts ist es, eine dezentrale, föderierte Plattform für die Verteilung von WordPress-Plugins und -Themes zu schaffen – als alternative Ergänzung zum bestehenden WordPress.org-Repository.

Der Name FAIR steht für Federated Alternative to the .org Repository. Das Projekt will keine Spaltung, sondern eine Ergänzung bieten. Es schafft neue Wege, wie Entwicklerinnen, Agenturen, Unternehmen und Hosting-Anbieter ihre Erweiterungen verwalten und verteilen können – mit mehr Transparenz, Unabhängigkeit und rechtlicher Flexibilität.

Die Plattform soll föderiert aufgebaut sein. Das heißt: Es wird nicht einen zentralen Server geben, sondern viele miteinander verknüpfte Instanzen, ähnlich wie bei Mastodon. Jede Instanz kann eigene Regeln und Prüfmechanismen anwenden und bleibt dennoch Teil des Gesamtnetzwerks.

Enthüllung beim Side Event: Alt Ctrl Org

Die Ankündigung erfolgte im Rahmen des gut besuchten Side Events „Alt Ctrl Org“, das von einem unabhängigen Community-Netzwerk organisiert wurde. Über 200 Personen waren vor Ort in der Klara 13 in Basel. Viele weitere Interessierte mussten sich mit einem Platz auf der Warteliste begnügen.

Zu den Panelgästen gehörten bekannte Persönlichkeiten der Open-Source-Szene, darunter Joost de Valk (Emilia Capital), Karim Marucchi (Crowd Favorite) und Francesca Marano (Patchstack). Im Panel „The Future of WordPress“ wurde das FAIR Project offiziell vorgestellt.

Moment der Ankündigung des PAIR Projects

Die Resonanz war groß. Viele Teilnehmende äußerten sich positiv überrascht, wie weit das Projekt bereits in der Planung vorangeschritten ist. Erste Prototypen befinden sich bereits in Entwicklung. Die technische Leitung soll unter dem Dach der Linux Foundation stattfinden. Über 300 Mitwirkende haben sich dem Projekt angeschlossen oder Interesse bekundet, sich zu beteiligen.

Was macht das FAIR Project so interessant?

Das FAIR Project richtet sich an alle, die aktiv mit WordPress arbeiten. Gerade nach dem anfänglich erwähnten „WordPress Drama“ zwischen Matt Mullenweg und dem WordPress-Hoster „WP-Engine“, und den daraus entstandenen Erkenntnissen adressiert das FAIR Project gleich mehrere drängende Probleme im WordPress-Ökosystem:

  • Abhängigkeit reduzieren: Das zentrale Plugin-Verzeichnis ist aktuell alternativlos. Wenn es ausfällt oder Änderungen an den Regeln erfolgen, betrifft das Millionen Websites direkt. FAIR will eine resiliente, unabhängige Infrastruktur schaffen.

  • Rechtliche Anforderungen erfüllen: In Europa gelten mit der DSGVO und dem bevorstehenden Cyber Resilience Act strenge Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen. Eine föderierte Plattform kann diese flexibler und gezielter umsetzen.

  • Transparenz schaffen: Entscheidungen im zentralen Verzeichnis erfolgen oft intransparent oder ohne Community-Einbindung. FAIR will klare Kriterien, offene Governance und reproduzierbare Prozesse etablieren.

  • Community-Stärke fördern: FAIR wird nicht von einem Unternehmen, sondern von einer Gemeinschaft entwickelt. Entscheidungen sollen offen diskutiert und gemeinsam getroffen werden.

Fazit: Ein wichtiger Impuls für ein freieres WordPress-Ökosystem

Mit dem FAIR Project wurde beim WordCamp Europe 2025 ein bedeutender Meilenstein gesetzt. Die Ankündigung zeigt, dass die WordPress-Community bereit ist, zentrale Strukturen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Das Projekt trifft einen Nerv – besonders in Europa, wo Datenschutz, Transparenz und digitale Souveränität eine immer größere Rolle spielen.

Während des WordCamp Europe 2025 in Basel waren wir vor Ort, als WordPress Co-Founder Matt Mullenweg während eines Q&A (hier im Video, bei Minute 27:20) gezielt auf diese Ankündigung angesprochen wurde. Dieser hatte sichtlich seine Gedanken dazu noch nicht final einordnen können und sagte völlig transparent aus, dass die Ankündigung noch sehr frisch ist und auch er sich das Ganze noch mal anschauen wird, gab jedoch an, dass er etwas Positives hinter diesem Engagement sieht.

Wir empfinden diese Entwicklung durchaus als interessant und sind sehr gespannt, wie sich das FAIR Project weiterentwickeln wird, und wie dadurch die Nutzung und Zukunft von WordPress verändern wird - ob ins negative oder positive.

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Serhat Köylüce ist Onlinemarketing-Manager bei der webgo GmbH.

Serhat Köylüce

Marketing
Serhat Köylüce ist seit 2018 Teil des webgo-Teams und ist spezialisiert auf Web-Lösungen, Performance-Optimierung, modernes Webdesign und WordPress.